Styleguide

Styleguide

Ein Styleguide legt verbindliche Gestaltungs-, Sprach- und Code-Richtlinien für alle digitalen und analogen Touchpoints fest, um Markenidentität, Benutzerfreundlichkeit und konsistente Qualität über Teams, Geräte und Kanäle hinweg zu sichern

Ein Styleguide – auch Brand- oder Design-Styleguide – fungiert als Single Source of Truth für interne wie externe Stakeholder. Er bündelt alle Gestaltungsregeln, Tonality-Leitplanken und technischen Spezifikationen, sodass Entwicklerinnen, Designerinnen, Content- und Marketing-Teams jederzeit denselben Rahmen nutzen. Das verhindert Wildwuchs, reduziert Re-Work und stärkt sowohl Markenwiedererkennung als auch User Experience.

Typische Bestandteile

KapitelInhalt & Zweck
MarkenidentitätMission, Vision, Brand Values, Positionierung
Logo-GuidelinesSchutzraum, Mindestgröße, Farb- und Negativvarianten
FarbpalettePrimär- und Sekundärfarben, Hex / RGB / CMYK-Werte, Kontrastregeln
TypografieHausschrift(en), Webfont-Fallbacks, Line-Height, Accessibility-Kontrast
BildspracheStil, Perspektive, Filter, Dos & Don’ts
IconografieGrid, Strichstärke, gefüllt vs. Outlined, Animationsprinzipien
Layout-SystemGrid, Spaltenraster, Breakpoints, Spacing-Scale
Tone of VoiceWortwahl, Satzlänge, Emojis, Gender-Regeln, Beispieltexte
Code-StandardsHTML-Semantik, BEM-Namenskonvention, Lint-Regeln, Kommentar-Style
KomponentenButtons, Formulare, Card Patterns, States (Hover, Disabled)
Motion & Micro-UXDauer, Timing-Functions, Easing-Kurven
RegelpflegeVersions- und Freigabeprozess, Changelog, Governance

Merksatz: Konsistenz entsteht dort, wo Form & Funktion denselben Regeln folgen.

Vorteile in der Praxis

  • Schnellere Workflows: Design-Tokens & Code-Snippets ersparen Doppelarbeit.
  • Skalierbarkeit: Neue Kanäle (z. B. Voice, AR) lassen sich schneller integrieren.
  • Qualitätssicherung: Klare Prüfkriterien vermindern subjektive Diskussionen.
  • Team-Onboarding: Neue Mitarbeitende verstehen die Marke in Stunden statt Wochen.
  • SEO & Accessibility: Vorgaben zu Heading-Hierarchie oder Farbschemata sichern technische Standards.

Erstellungs- und Pflegeprozess

  1. Audit & Inventur
    Bestehende Marken-Assets, UI-Muster und Content prüfen, Inkonsistenzen dokumentieren.
  2. Kick-off & Zieldefinition
    Stakeholder (Brand, UX, Dev, Marketing) an einen Tisch; Prioritäten und Scope festlegen.
  3. Systemaufbau
    Farb- und Typo-Tokens, Komponentenbibliothek (z. B. Figma, Storybook) und Writing Guidelines ausarbeiten.
  4. Documentation-Layer
    Regeln in einem zentralen Tool (Notion, Zeroheight) oder als Living Styleguide veröffentlichen.
  5. Roll-out & Schulung
    Workshops, Micro-Learning-Videos, Code-Snippets; Definition eines Governance-Boards.
  6. Review-Zyklen
    Quartalsweise Updates, Pull-Request-Templates für Regeländerungen, Versioning (SemVer).

Styleguide vs. Design System

KriteriumStyleguideDesign System
FokusRegeln & BeispieleRegeln plus wiederverwendbarer Code-Komponenten
AktualisierungPeriodisch, manuellKontinuierlich, CI/CD-gebunden
ToolingPDF, Wiki, Web-SeiteTool-Kette (Figma ↔ Storybook ↔ Component Library)
ZielgruppeDesigner, AutorenDesigner, Devs, Product, QA
NutzenKonsistente Look & VoiceEnd-to-End-Skalierung von UI & UX

Mini-Beispiel: Button-Komponente

  • Primär-Button
    • Farbe: #0052FF
    • Border-Radius: 8 px
    • Padding: 12 px 24 px
    • Shadow: 0 2 4 rgba(0,0,0,0.1)
  • Interaktions­zustände
    • Hover: Darken 6 %
    • Disabled: Opacity 40 %, Cursor not-allowed

Häufige Stolpersteine & Lösungen

ProblemGegenmaßnahme
PDF-Leichen ohne AktualitätLiving-Docs mit Git-Versionierung verwenden
Fehlende Entwickler-Buy-inCode-Ready Tokens & Komponenten bereitstellen
Overkill für KMUMVP-Styleguide starten, modulare Erweiterung
Regel-WildwuchsGovernance-Board, Merge-Requests als Kontrollpunkt

Fazit: Ein Styleguide verwandelt verstreute Brand- und UI-Ideen in ein verlässliches Regelsystem. Wer ihn als lebendes Dokument pflegt, befähigt Teams zu schnellerem, konsistentem und barrierefreiem Arbeiten – und schafft eine starke, wiedererkennbare Marke auf jedem Screen.