Der Canonical Tag (HTML-Element link rel="canonical"
) ist ein zentrales Werkzeug der On-Page-SEO, um Suchmaschinen mitzuteilen, welche URL als „Main URL“ für inhaltlich gleiche oder stark ähnelnde Seiten gelten soll. Ohne diese Kennzeichnung verteilt Google die Relevanz-Signale (Backlinks, Nutzersignale, PageRank) auf alle Duplikate, was das Ranking jeder einzelnen Variante schwächt. Mit einem korrekt gesetzten Canonical wird die Autorität gebündelt, Duplicate Content-Risiken sinken, und Crawler können ihre Ressourcen effektiver einsetzen.
Warum entsteht Duplicate Content?
- Filter- oder Sortierparameter (
?farbe=blau
,?sort=preis
) - Session-IDs oder Tracking-Parameter
- HTTPS/HTTP- oder www/naked-Domain-Varianten
- Print-Versionen, PDF-Downloads oder Übersichts- und Detailseiten
Funktionsweise
In den <head>
-Bereich jeder alternativen Seite wird ein Tag wie folgt eingebunden:
<link rel="canonical" href="https://www.beispiel.de/produkt-x">
Die Suchmaschine überträgt alle Ranking-Signale der aktuellen URL auf die angegebene kanonische URL. Wichtig: Die verlinkte Adresse sollte 200-Statuscode liefern, indexierbar sein und denselben oder einen sehr ähnlichen Inhalt haben.
Best Practices
- Eindeutigkeit – Pro Seite nur einen Canonical Tag.
- Selbstreferenz – Auch die Hauptseite kann selbst auf sich verweisen, um Klarheit zu schaffen.
- Absolute URLs statt relativer, um Protokoll- oder Domain-Verwirrung zu vermeiden.
- Konsistenz – Canonical, Sitemap, interne Links und Weiterleitungen dürfen sich nicht widersprechen.
- Keine Blockierung – Die kanonische Seite darf nicht per
robots.txt
odernoindex
ausgeschlossen sein.
Typische Einsatzszenarien
Situation | Canonical-Lösung |
---|---|
Farb- und Größenfilter in Shops | Alle Varianten auf das Grundprodukt verweisen |
Blog-Artikel mit UTM-Tracking | UTM-Versionen auf die Original-URL zeigen |
Druckansicht (/print ) | Druckversion auf die Standard-Seite verweisen |
Paginierte Listen (?page=2 ) | Paginierte Seiten auf die Seite 1 oder jeweils auf sich selbst* |
*Bei langen Listen empfiehlt Google ergänzend rel="prev/next" oder moderne Pagination-Signale.
Häufige Fehler
- Runde Weiterleitungsschleifen: Canonical A → B, aber Redirect B → A.
- Kanonische URL blockiert:
noindex
entfernt die Zielseite völlig aus dem Index. - Falsche Inhalte: Unterschiedliche Produkte oder Sprachen dürfen nicht auf dieselbe Canonical-Adresse zeigen.
Beispiel aus der Praxis
Ein Mode-Shop führt jedes T-Shirt in zehn Farben. Ohne Canonical konkurrieren zehn URLs gegeneinander. Durch das Setzen eines Canonical auf die Hauptfarbe („mittelgrau“) sammelt diese URL sämtliche Link-Autorität. Farbvarianten bleiben erreichbar, indexieren sich jedoch nicht separat – die SEO-Power konzentriert sich, der Crawl-Budget-Verbrauch sinkt.
Fazit
Der Canonical Tag ist kein Luxus, sondern Pflicht, wenn mehrere URLs denselben Content liefern. Richtig eingesetzt schützt er vor Rankingverlusten durch Duplicate Content, optimiert Ressourcen und gibt Suchmaschinen klare Signale. Bei komplexen Sites sollte er in den Workflow der technischen SEO integriert und regelmäßig mittels Crawling-Tools geprüft werden.